Rettungswesten
Auf eine Rettungsweste an Bord solltest du niemals verzichten! Besser ist es, dass du sie gleich trägst, wenn du aufs Wasser hinausfährst. Im Ernstfall rettet sie dir dein Leben. <weiterlesen>
Eine Rettungsweste hält dich in einer ohnmachtssicheren Position über Wasser. Ohnmachtssicher bedeutet, dass die Weste dich auf den Rücken dreht, damit deine Atemwege frei von Wasser bleiben. Das schützt in vielen ungeahnten Situationen vor dem Ertrinken.
Es gibt viele Situationen, in denen über Bord Gegangene in Ohnmacht fallen. Häufig führt jedoch die Unterkühlung, dass jemand in die Bewusstlosigkeit verfällt und anschließend ertrinkt. Du musst also nicht unbedingt mit dem Kopf gegen ein Ast stoßen.
Wenn du alleine aufs Wasser hinausfährst, solltest du also unbedingt eine Weste tragen. Eine ohnmachtssichere Rettungsweste erhöht deine Lebenschancen um mindestens 12–20 Stunden auf dem Wasser. Denn um an Unterkühlung zu sterben, braucht es mindestens 24 Stunden.
Automatik-Rettungswesten vs. Feststoffwesten: Das zeichnet sie aus
Rettungwesten findest du in verschiedenen Ausführungen. Bereits bei der Wahl zwischen automatisch aufblasbaren Westen und Feststoffwesten trennt sich die Spreu vom Weizen.
Rettungswesten aus Feststoff sind immer einsatzbereit, bieten dir jedoch eine maximale Auftriebskraft von 100–150 Newton. Allerdings gibt es nur wenige ohnmachtssichere Modelle. Zudem sind sie sperrig und schränken dich damit in der Bewegung ein. Eine nervige Angelegenheit für Wassersportler & -sportlerinnen sowie Bootsangler & -anglerinnen.
Automatik-Rettungswesten fallen dagegen viel schmaler und kleiner aus. So sitzen sie angenehm auf dem Körper und garantieren dir volle Bewegungsfreiheit. Außerdem sind sie mit höherem Auftrieb erhältlich. Die Allroundmarin Automatik-Rettungsweste 300N hat – wie der Name schon sagt – eine Autriebskraft von 300 Newton.
Automatisch aufblasbare Westen fordern jedoch etwas mehr Aufwand. Um die Inflation nicht auszulösen, musst du sie unbedingt trocken lagern. Der Auslösemechanismus reagiert auch auf eine bestimmte Feuchtigkeitsmenge.
Wie funktioniert eine Automatik-Rettungsweste?
Eine Automatik-Rettungsweste verfügt über einen Auslöser und eine Gaspatrone. Der Auslöser reagiert auf Wasser und setzt das CO₂ in der Patrone frei. Während sich der Kohlenstoffdioxid in den Luftkammern ausbreitet, bläst sich die Weste so automatisch auf. Der Vorgang nennt sich auch Inflation.
Die Auslöser gibt es mit unterschiedlichen Mechanismen. Die Automatik-Rettungswesten nutzen das United Moulder Ltd MK5 (kurz: UML MK5). Sie enthält eine komprimierte Hochleistungsfeder und ein Zellulosepapierelement. Kommt das Papierelement mit dem Wasser in Berührung, löst es sich auf und gibt die Feder frei. Anschließend drückt sie einen Fräser nach vorne, um die CO₂-Flasche zu durchbohren und das CO₂-Gas freizusetzen. Das Gas strömt dann durch das Einwegventil in die Luftkammer und füllt die Rettungsweste auf.
Außerdem kannst du am UML MK5 die Inflation manuell auslösen. Wenn du an dem Seil ziehst, betätigst du den Kippschalter und aktivierst den Fräser. Das durchbohrt die Gasflasche und bläst die Rettungsweste auf.
Eine Inflation lässt sich bei jeder Automatik-Rettungsweste nur einmal auslösen. Ist dies geschehen, bedarf die Weste einer Wartung. Andernfalls ist die Automatik-Rettungsweste nicht ein weiteres Mal einsatzfähig.
Wartung von Automatik-Rettungswesten
Generell musst du Automatik-Rettungswesten regelmäßig warten. Für den Freizeitbereich gilt, sie alle zwei Jahre zu warten. Im professionellen Bereich muss die Wartung sogar pro Jahr erfolgen. Soweit der Hersteller keine Wartungsfristen angibt, beginnt das Wartungsintervall ab dem Kaufdatum.
Eine Rettungsweste können nur der Hersteller und autorisierte Wartungsstationen instand halten. Die Wartung beinhaltet unter anderem folgende Leistungen:
- Funktionskontrolle der Automatik
- Kontrolle der Salztablette und ggf. Austausch gegen Aufpreis
- Erneuerung der Dichtungen
- Funktionsprüfung des Mundaufblasventils
- Funktionsprüfung von Einstellschnalle und Verschluss
- Kontrolle der CO₂-Patrone und ggf. Austausch gegen Aufpreis
- Prüfung der Nähte und Gurte
- Prüfung von Zubehörteilen (falls vorhanden) und ggf. Austausch gegen Aufpreis
- Erneuerung der Serviceplakette inkl. Datum der nächsten Wartung
Die Wartung dokumentiert das Serviceteam mit einer Wartungsplakette. Sie signalisiert wie bei einer TÜV-Plakette, wann die nächste Wartung fällig ist.
Wenn du eine Automatik-Rettungsweste von Allroundmarin in unserem Online-Shop bestellt hast, kannst du deine Weste alternativ bei uns einsenden. Wir leiten sie dann für dich an den Hersteller zur Wartung weiter.
Eine Automatik-Rettungsweste hat allerdings eine begrenzte Lebensdauer, nämlich zehn Jahre. Nach dem zehnten Lebensjahr kann nur noch der Hersteller selbst die Rettungsweste warten, und zwar in einem Wartungsintervall von einem Jahr. Erreicht die Automatik-Rettungsweste ihr 14. Lebensjahr, solltest du sie entsorgen. Denn dann wartet sie auch der Hersteller nicht mehr.
Unterschied zwischen Rettungsweste & Schwimmweste
Viele verwenden die Bezeichnung Schwimmweste als Synonym für die Rettungsweste. Allerdings unterscheiden sich beide Westen hinsichtlich ihrer Ausstattung und Funktion.
Bezeichnung | Auftrieb | Norm | Funktion |
Schwimmhilfe | 50 N | DIN EN ISO 12402-5 | Mindestauftrieb von 50 Newton. Keine Rettungsweste und nicht ohnmachtssicher. Eignet sich nur für Wassersportler & -sportlerinnen in Ufernähe und in der Nähe von Rettungsdiensten. |
Rettungsweste | 100 N | DIN EN ISO 12402-4 | Mindestauftrieb von 100 Newton. Rettungsweste für Binnengewässer und geschützte Gewässer. Nur eingeschränkt ohnmachtssicher je nach Kleidung und Körpergewicht. |
Rettungsweste | 150 N | DIN EN ISO 12402-3 | Mindestauftrieb von 150 Newton. Ohnmachtssichere Rettungswesten für den Einsatz in allen Gewässern. |
Rettungsweste | 275 N | DIN EN ISO 12402-2 | Mindestauftrieb von 275 Newton. Rettungswesten für die hohe See und extreme Bedingungen auf dem Wasser. Sie sind in fast allen Fällen ohnmachtssicher. |
Aus der Tabelle kannst du bereits entnehmen, dass eine Rettungsweste für einen Erwachsenen mindestens 150 N betragen muss. Selbst für Kinder empfiehlt sich eine Rettungsweste mit demselben Auftrieb.
Bei der Wahl einer Rettungsweste kommt es nicht auf das eigene Körpergewicht an. Grund dafür ist das archimedische Prinzip. Ganz gleich, wie viel du wiegst, im Wasser bist du fast schwerelos. Denn der menschliche Körper besteht zum großen Teil aus Wasser und weist damit dieselbe Dichte auf. Körperfett und Luft in der Lunge haben eine geringere Dichte als Wasser und sorgen sogar für etwas Auftrieb.
Dagegen spielt die Kleidung eine wichtige Rolle, wenn du eine Rettungsweste suchst. Je nachdem, woraus sie besteht, weist sie eine schwerere Dichte auf und geht im Wasser unter. Schwere Offshorekleidung schließt unter Umständen sogar Luft ein und sorgt für Antrieb an der falschen Stelle, sodass du unter ungünstigen Umstäden ertrinkst.
Beide Fälle verschlechtern das Drehverhalten der Rettungsweste. Darum benötigst du bei einem Segelausflug in Badehose eine Rettungsweste der Kategorie 150 N, beim Angelausflug in Norwegen mit Schlechtwetterkleidung welche der Kategorie 275 N.
Schwimmwesten dagegen sind Schwimmhilfen für Wassersportler & -sportlerinnen. Sie garantieren keine ohnmachtssichere Lage und haben einen zu geringen Auftrieb, um dich im Ernstfall zu retten. Der Mindestauftrieb von 50 N reicht aus, um sich mit weniger Kraftaufwand über Wasser zu halten. Als Faustformel für eine Schwimmweste gilt, mindestens 8 N pro 10 kg Körpergewicht zu berechnen. Für eine erwachsene Person mit 80 kg Körpergewicht beträgt der Mindestauftrieb für eine Schwimmweste ergo 64 N.